Ratgeber

Der Zecke keine Chance!

Weil FSME und Borreliose drohen

Dr. med. Sonja Kempinski, 18.04.2020

Bildnachweis: © encierro/Shutterstock.com

Heia Safari! Die Zeckensaison ist eröffnet: Auf Gräsern und Büschen hocken die Blutsauger und lauern auf ihr nächstes Opfer. Dabei sind Zeckenstiche nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich. Vor allem der Gemeine Holzbock hat es in sich, denn er ist der Hauptüberträger von Borrelien und FSME-Viren. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wo die Gefahren für FSME-Infektionen am größten ist und wie Sie sich vor Zecken schützen. Außerdem erfahren Sie, wie man Zecken am besten entfernt, todsicher vernichtet und – vor allem - was nach einem Zeckenstich zu beachten ist.

Ab 8°C aktiv

Zecken gehören zu den Spinnentieren, ihre einzige Nahrung ist das Blut warmblütiger Lebewesen. Dabei sind sie hart im Nehmen: Manche Arten können viele Jahre bis zu ihrer nächsten Blutmahlzeit überleben. Aktiv werden Zecken schon bei Temperaturen ab 8°C. Dann sitzen sie auf Grashalmen, Blättern und Zweigen und warten auf ihren Wirt. Nähert sich ein Warmblüter, lassen sie sich von ihrem Wachposten abstreifen und klammern sich an ihrem Opfer fest. Sobald sie festen Halt haben, machen sie sich auf der Haut auf den Weg, um eine geeignete Stelle für ihre Blutmahlzeit zu finden.

Hinweis: Zecken fallen weder von den Bäumen noch springen sie Menschen an. In den meisten Fällen gelangen sie durch Abstreifen von Grashalmen oder Blätter auf ihre Opfer. Einige Arten können allerdings auch gezielt zu ihrem Wirt krabbeln und diesen dann vom Boden aus erklimmen.

Wie Zecken speisen

Sitzt die Zecke auf ihrem Wirt, sucht sie nach einer dünnen, gut durchbluteten und versteckten Hautstelle. Beliebte Saug-Gebiete sind der Haaransatz, die Haut hinter den Ohren oder am Hals, aber auch Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Kniekehle oder Genitalien. Hat sie einen passenden Ort gefunden, reißt sie mit ihren Beißklauen eine Wunde in die Haut und saugt mit ihrem hohlen, mit Widerhaken besetztem Mundwerkzeug (dem Hypostom) Blut aus verletzten kleinen Blutgefäßen. Gleichzeitig gibt sie einen betäubenden Stoff ab, um unbemerkt zu bleiben. Der Saugvorgang kann viele Stunden dauern, und damit das Blut an der Einstichstelle nicht gerinnt, gibt die Zecke immer wieder gerinnungshemmende Enzyme mit ihrem Speichel ab. Ist die Zecke mit FSME-Viren oder Borrelien infiziert, überträgt im sie Verlauf des Saugens neben Betäubungsmittel und Gerinnungshemmer auch diese Erreger auf ihren Wirt.

Hinweis: FSME-Viren gelangen mit dem ersten Zeckenspeichel in die Wunde, die Infektion findet also direkt nach dem Zeckenstich statt. Borrelien halten sich dagegen im Zeckendarm auf. Sie werden deshalb erst im Verlauf von Stunden bis zu 2 Tagen auf den Wirt übertragen.

Nicht jede Zecke birgt Erreger

Je nach Risikogebiet tragen Zecken unterschiedlich häufig Krankheitserreger in sich. In FSME-Verbreitungsgebieten sollen etwa 0,1 bis 0,5% der Gemeinen Holzböcke mit FSME-Viren infiziert sein. Das Risiko für eine FSME-Infektion nach einem Zeckenstich beträgt dort also etwa 1:50 bis 1:100. Bei den Borrelien schwanken die Angaben, in manchen Gegenden sind bis zu 30% der Zecken mit Borrelien belastet. Untersuchungen zufolge lassen sich zwar bei bis zu 5,6 % der Personen, die von Zecken gestochen wurden, Antikörper nachweisen. Laut Robert Koch-Institut entwickeln in Deutschland jedoch nur etwa 0,3 bis 1,4% der Gestochenen Krankheitsbeschwerden.

Tipp: Die Risikogebiete der durch Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) werden jährlich aktualisiert. Das Robert Koch-Institut bietet eine entsprechende Risikokarte unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/FSME/Karte_Tab.html.

Vor Zecken schützen!

Auch wenn das FSME- oder Borreliose-Risiko manch einem gering erscheinen mag – die Folgen einer Frühjahrs-Sommer-Meningoenzephalitis oder einer Borreliose können schwer sein. Vor Zecken sollte man sich deshalb in jedem Fall schützen. Zur Vorbeugung gibt es eine ganze Reihe einfacher Maßnahmen:

Schützende Kleidung. Tragen Sie, auch wenn es warm ist, auf Spaziergängen und Wanderungen im Freien lange Hosen und langärmelige Oberteile. Damit die Spinnentierchen nicht unter die Hose krabbeln, stecken Sie am besten die Hosenbeine in die Strümpfe. Bevorzugen Sie helle Kleidung, darauf lassen sich Zecken leichter erkennen und entfernen.

Kleider wechseln. Wechseln Sie nach einem Aufenthalt in freier Natur die Kleidung und untersuchen Sie diese auf Zecken. Setzen Sie sich mit Ihrer draußen getragenen Kleidung keinesfalls auf Polstermöbel oder aufs Bett. Zecken schlüpfen gerne in Kissen und Bettwaren und verstecken sich dort, um auf ihren nächsten Wirt zu warten.

Hautkontrolle. Suchen Sie sich (und Ihren Partner oder Ihre Kinder) nach einem Aufenthalt draußen auf Zecken ab und entfernen Sie diese so schnell wie möglich (wie das am besten geht, erfahren Sie weiter unten). Inspizieren Sie bei der Suche unbedingt auch die oben genannten Lieblingsstellen der Blutsauger wie zum Beispiel den Bauchnabel und den Haaransatz im Nacken.

Haustiere kontrollieren. Suchen Sie nach einem Spaziergang auch Ihren Hund nach Zecken ab. Vor Zecken schützen auch Zeckenhalsbänder, die mit speziellen zeckenabweisenden Wirkstoffen (zum Beispiel Akarizide oder Permethrin) imprägniert sind und meist eine Saison vorhalten. Die Wirkstoffe lassen sich auch als sogenannte „Spot-ons" regelmäßig auf den Hunderücken tropfen oder als Tablette verbreichen.

Repellents. Nutzen Sie Repellents mit dem Wirkstoff Icaridin (mindestens 20%ig, zum Beispiel Autan®Protection plus oder Antibrumm®Classic) oder Diethyltoluolamid (DEET, zum Beispiel Antibrumm®forte 30%, Care-plus®Anti-Insect DEET 40% oder Nobite®Hautspray 50%). Die Präparate schützen je nach Konzentration bis zu 5 Stunden vor Zecken. Bei der Anwendung sind folgende Regeln zu beachten:

  • Mittel auf allen unbedeckten Hautareale lückenlos einreiben bzw. aufsprühen.
  • Besprühen Sie Ärmelränder, Kragen und Hosenbeine extra.
  • Tragen Sie das Mittel nach dem Baden immer wieder neu auf, auch bei starkem Schwitzen muss der Schutz häufiger erneuert werden.
  • Verwenden Sie Sonnenschutzcreme frühestens 15 bis 20 Minuten nach dem Mückenschutz, das sich die Mittel sonst gegenseitig in ihrer Wirkung beeinträchtigen.
  • Waschen Sie sich nach dem Auftragen die Hände.

Hinweis: DEET greift Kunststoffe an, vermeiden Sie deshalb den Kontakt des Mittels mit Armbanduhren und Sonnenbrillen.

Impfen in Risikogebieten

Wer in den ausgewiesenen Risikogebieten wohnt und sich viel im Freien aufhält, kann sich mit der FSME-Impfung schützen. Auch für Urlauber in Risikogebieten empfiehlt das RKI die Impfung. Nach einer Grundimmunisierung mit 3 Impfungen im Abstand von mehreren Monaten besteht ein Schutz von mindestens 3 Jahren, Auffrischimpfungen werden je nach Alter alle 3 bis 5 Jahre empfohlen. Es gibt Impfstoffe für Kinder ab 1 Jahr (zum Beispiels Encepur®Kinder und FSME-Immun® Junior) und für Jugendliche bzw. Erwachsene (zum Beispiels Encepur®Erwachsene ab 12 Jahren, FSME-Immun®Erwachsene ab 16 Jahren).

Tipp: Bei einem kurzfristigen Aufenthalt in einem Risikogebiet ist für Erwachsene auch eine Schnellimpfung gegen FSME möglich. Drei bis fünf Wochen nach der ersten Impfung lässt sich ein Schutz erreichen, der ein- bis eineinhalb Jahre anhält.

Zecken entfernen – aber richtig

Hat es die Zecke allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz doch geschafft, sich an Ihnen oder Ihren Lieben festzusaugen, sollte sie so schnell wie möglich entfernt und vernichtet werden. Hier gelten folgende Regeln:

  • Ruhe bewahren! Entfernen Sie die Zecke so schnell wie möglich, nachdem sie sie entdeckt haben, aber verfallen Sie nicht in Panik.
  • Fassen Sie die Zecke mit einer spitzen Pinzette, einer Zeckenkarte, -schlinge oder -zange möglichst nah an der Haut und ziehen Sie sie langsam heraus.
  • Ist kein Instrument zur Entfernung der Zecke vorhanden, muss die Zecke trotzdem raus. Versuchen Sie es zur Not mit den Fingernägeln als Greifer.
  • Beträufeln Sie die Zecke keinesfalls mit Öl, Klebstoff oder Alkohol und zerquetschen Sie das Tier beim Herausziehen nicht. Im Todeskampf entleert die Zecke ihren Darm, wodurch eventuell vorhandene Borrelien in die Wunde gelangen und zur einer Borrelieninfektion führen können.
  • Kontrollieren Sie, ob die Zecke vollständig entfernt wurde. Hilfreich dabei ist eine Lupe. Falls Teile stecken geblieben sind, entfernen sie diese wie einen Splitter, zum Beispiel mit einer Nadel.
  • Tupfen Sie die Einstichstelle anschließend mit einem Desinfektionsmittel ab.

Hinweis: Zecken sind überaus hartleibig. Sie überleben eine 40°C-Wäsche und ertrinken weder in Toilette oder Abfluss, sondern krabbeln fröhlich ans trockene Ufer zurück. Todsicher vernichten können Sie Zecken nur durch Zerquetschen mit einem harten Gegenstand. Legen Sie aber die Zecke vor dem Zerquetschen in ein gefaltetes Papier, um sich nicht mit den austretenden Flüssigkeiten zu infizieren.

Nach dem Zeckenstich

Auch nach dem Zeckenstich ist Wachsamkeit gefordert, um eine mögliche Infektion mit Borrelien oder FSME-Viren frühzeitig zu erkennen. Bildet sich in den nächsten Wochen um den Zeckenstich eine ringförmige Rötung, ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen. Diese sogenannte Wanderröte kann der Hinweis auf eine Borrelieninfektion sein, die möglichst frühzeitig antibiotisch behandelt werden muss. Eine Infektion mit FSME-Viren zeigt sich meist 7 bis 14 Tage nach dem Stich mit grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber und Kopfschmerzen. Tipp: Notieren Sie sich nach einem Zeckenstich Datum und Ort der Einstichstelle, damit Sie auch Wochen später noch wissen, wann und wo der Blutsauger genau zugestochen hat.

Quellen: Dr. Karin Krämer, DAZ 2020, Nr. 10, S. 52, Julia Borsch, DAZ online

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