In den ersten Ferientagen bremst er Fernreisende häufig aus: Der Jetlag. Präparate mit Melatonin versprechen Hilfe bei der dann auftretenden Schlaflosigkeit und Erschöpfung – doch wirken sie auch?
Müde dank Melatonin
Der Jetlag kann (Fern-)Reisenden ganz schön zu schaffen machen. Das gilt vor allem, wenn der Urlaubsort mehrere Zeitzonen von der Heimat entfernt ist. Denn dann passen die Tag-Nacht-Phasen nicht mehr zur inneren Uhr der Reisenden. Die Folgen sind Schlaflosigkeit in der Nacht und Erschöpfung am Tag. Einen positiven Einfluss auf den gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus erhoffen sich viele von der Einnahme des Hormons Melatonin. Es wird normalerweise vom Gehirn bei Einbruch der Dunkelheit produziert und ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir müde werden und einschlafen. Der Grund: Es versetzt den Körper in eine Art Ruhemodus, in dem zum Beispiel die Körpertemperatur und der Blutdruck gesenkt werden. Gerät die innere Uhr durch das Reisen aus dem Takt, funktioniert das aber nicht mehr.
Hormonanstieg simulieren
Zahlreiche Hersteller von Melatonin-Produkten setzen darauf, dass sich der abendliche Melatonin-Anstieg durch die künstliche Zufuhr des Hormons nachahmen lässt. Und tatsächlich liegen einzelne Studien vor, die einen positiven Effekt auf den Schlaf-Wach-Rhythmus und damit auf den Jetlag beschreiben. Leider sind die Studien eher klein und im Studiendesign unterschiedlich. So nahmen die Teilnehmer*innen ganz verschiedene Dosen Melatonin ein und das auch noch zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Weitere Untersuchungen wären also nötig, um den Effekt zweifelsfrei zu belegen. Auch ist unklar, wie viel Melatonin die Reisenden einnehmen sollten und ob dies schon vor Reiseantritt nötig ist.
Schnelle Verstoffwechslung
Bei normalen Schlafstörungen bringt Melatonin übrigens wenig. Das liegt unter anderem daran, dass viele Betroffene gar nicht unter einem Melatoninmangel leiden. Zudem wird das Hormon so schnell wieder ausgeschieden, dass kaum etwas davon in den Blutkreislauf gelangt.
Fazit: Bei Reisenden mit Jetlag kann Melatonin eventuell die Beschwerden reduzieren. Ansonsten helfen auch Verhaltenstipps bei der Umstellung auf den neuen Tagesrhythmus. So sollten Urlauber*innen trotz Müdigkeit so lange wachbleiben, bis auch am Reiseziel Schlafenszeit ist. Auch wer sich viel im Freien aufhält, gewöhnt sich meist schneller an den neuen Rhythmus.
Quelle: medizin-transparent.de