Ratgeber

Gut vor Mücken und Sonne schützen!

Schwanger im Sommer?

Dr. med. Sonja Kempinski, 18.05.2024

Durch Veränderung ihrer Haut sind Schwangere besonders anfällig für Sonnenbrand. Bildnachweis: © mauritius images / Sergey Novikov / Alamy / Alamy Stock Photos

Schwangere müssen im Sommer oder bei Urlaubsreisen in die Sonne besonders aufpassen. Denn sie sind nicht nur besonders anfällig für Sonnenbrände. Auch gegen Stechmücken sollten sie sich wappnen – denn die fliegen geradezu auf werdende Mütter. Doch nicht jeder Mücken- oder Sonnenschutz ist auch für das Ungeborene geeignet. Lesen Sie, welche Sonnencreme und welche Repellenzien Sie unbesorgt nutzen können.

Haut wird anfälliger für Sonnenbrand

Sonnenschutz ist unerlässlich – das gilt ganz besonders für werdende Mütter. Denn durch die Schwangerschaft verändert sich die Haut. Dort, wo sie sich dehnt, wird sie dünner. UV-Strahlen können so schneller in die tiefliegenden Hautschichten eindringen. Dadurch wird die Haut nicht nur anfälliger für Sonnenbrand, auch das Risiko für einen späteren Hautkrebs erhöht sich. Zudem steigen in der Schwangerschaft die Östrogenspiegel im Blut. Deswegen bildet die Haut schneller Melanin und es kommt leicht zu Pigmentflecken.

Um sich vor den negativen Auswirkungen der Sonne zu schützen, sollten Schwangere zuallererst die pralle Sonne meiden. Das tut nicht nur der Haut gut. Im Schatten oder Halbschatten kommt es auch seltener zu einem Sonnenstich oder Kreislaufproblemen. Ganz auf die Sommersonne verzichten, ist aber nicht nötig. Denn frische Luft und Bewegung ist für werdende Mütter genauso wichtig wie für Nicht-Schwangere. Zudem ist ein Quantum Sonne für Knochen und Wachstum essenziell: Denn UV-Licht ist nötig, damit in der Haut ausreichend Vitamin D gebildet wird. Dafür reicht es jedoch schon, das Gesicht und die unbedeckten Arme und Hände täglich etwa 10 Minuten von der Sonne bestrahlen zu lassen.

Wer sich länger in der Sonne aufhält, sollte immer Sonnenschutzprodukte auftragen. Um diese richtig anzuwenden, muss man die Eigenschutzzeit der Haut kennen. Sie beträgt je nach Hauttyp 5 bis maximal 40 Minuten. Die Eigenschutzzeit multipliziert mit dem Lichtschutzfaktor (LSF) der benutzten Sonnencreme ergibt die Zeit, in der man sich gefahrlos in der Sonne aufhalten kann. Schwangeren wird generell ein hoher LSF von 50 empfohlen. Hellhäutige, helläugige Frauen können mit diesem Sonnenschutz etwa vier Stunden in der Sonne bleiben (5 x 50 Minuten). Weil ihre Haut empfindlicher auf Sonne reagiert, wird Schwangeren generell geraten, die berechnete Schutzzeit nicht voll auszunutzen.

Hinweis: Auch wenn es draußen richtig heiß ist – in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln kann es dem Baby im Bauch der Mutter nicht zu warm werden. Das Fruchtwasser hilft, die Temperatur im Uterus konstant zu halten. Gegen Ende der Schwangerschaft wird das Fruchtwasser weniger und die Gebärmutterliegt direkt unter der Bauchdecke. Dann kann es sein, dass das Baby die Wärme empfindet – was aber nicht als gefährlich gilt.

Welcher Sonnenschutz soll´s sein?

Nicht nur der LSF, auch die Art des Sonnenschutzes spielt eine Rolle. Werdende Mütter sollten mineralischen Sonnenschutz bevorzugen. Als mineralische Komponenten gibt es Titandioxid und Zinkdioxid. Titandioxid ist allerdings seit 2022 als Lebensmittelzusatzstoff verboten, weil er womöglich das Erbgut verändert. Die Bewertung, ob Titanoxid in Kosmetikprodukten bedenkenlos verwendet werden kann, soll 2024 erfolgen. Für Zinkoxid sind bisher keine negativen Auswirkungen bekannt.

Mineralische Sonnenschutzmittel haben den Vorteil, dass sie durch das Reflektieren der Sonnenstrahlen sofort wirken. Beim Auftragen bildet sich ein weißer Film. Das stört zwar manche Anwenderinnen, ist aber praktisch: So lässt sich genau erkennen, welche Stellen unzureichend eingecremt wurden. Das passiert häufig, denn oft nimmt man zum Eincremen zu wenig Sonnenschutzmittel. Empfohlen werden für den Körper eines Erwachsenen vier gehäufte Esslöffel Sonnencreme.

Wer mineralische Sonnencremes nicht mag, kann auf chemische Sonnenschutzprodukte ausweichen. Sie wandeln die UV-Strahlung in Wärme um. Zu beachten ist, dass sie 20 bis 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufgetragen werden müssen, um zu wirken. Auch hier wird ein Lichtschutzfaktor von 50 empfohlen, zudem sollte es sich um Präparate für empfindliche Haut handeln. Gut geeignet sind Produkte, die explizit für Babys und Kleinkinder geeignet sind. Wer sich bei der Auswahl der richtigen Sonnencreme unsicher ist, lässt sich am besten in der Apotheke beraten.

Hinweis: Neben Hauttyp und Lichtschutzfaktor spielt beim Sonnen auch die Intensität der UV-Strahlung eine Rolle. Der Sonnen- oder UV-Index von 1 bis 11 gibt an, wie stark die Sonnenstrahlung an einem bestimmten Ort ist und wie hoch das Risiko ist, dass Sonnenbrand oder andere UV-bedingte Hautschäden auftreten. Man findet die Angaben z. B. auf der Webseite des Deutschen Wetterdienstes, häufig aber auch im Wetterbericht. Als hoch gelten Werte ab 6.

Mücken fliegen auf Schwangere

Schwangere müssen im Sommer nicht nur in Bezug auf die Sonne besonders aufpassen. Dazu kommt, dass Mücken und Stechfliegen es auf werdende Mütter ganz besonders abgesehen haben. Das liegt daran, dass in der Schwangerschaft die Körpertemperatur ansteigt und die Haut besser durchblutet ist – was die Blutsauger stark anlockt. Ähnlich verführerisch für stechende Plagegeister ist der Geruch von Schweiß. Der lässt sich auf der Haut Schwangerer ebenfalls reichlich finden, denn durch die körperliche Belastung und die hormonelle Umstellung schwitzen Schwangere mehr.

Grund genug, sich vor Mücken, Stechfliegen und Zecken zu schützen. Neben bedeckender Kleidung helfen dabei vor allem Repellenzien. Diese chemischen Substanzen sorgen dafür, dass sich die Plagegeister auf ihrer Suche nach Nahrung vom Wirt abwenden und ihre Flugrichtung ändern – also in die Flucht geschlagen werden. Die am häufigsten eingesetzten Repellenzien enthalten Icaridin, Diethyltoluamid (DEET) oder Ethylbutylacetylaminopropionat (IR3535). In der Schwangerschaft zählt allerdings nicht nur die Effektivität der Wirkstoffe. Die chemischen Substanzen dürfen auch das Ungeborene nicht schädigen.

Für Schwangere und Kinder ab zwölf Monaten bedenkenlos geeignet sind Repellents auf der Basis von IR3535 (12,5%ig oder 10%ig). Ein 12,5%-iges Produkt gilt laut Herstellerangaben auch für Stillende als unbedenklich. IR3535 wehrt Moskitos, Mücken, Stechmücken, Zecken, Bienen und Wespen ab. Seine Wirkdauer ist etwas kürzer als die anderer Repellenzien. Ein Vorteil ist, dass die Substanz als gut hautverträglich gilt und keine Kunststoffe angreift – also auch auf Kleidung gesprüht werden kann und z.B. Uhrenarmbänder nicht schädigt.

Icaridin und DEET sind laut Auswärtigem Amt für Schwangere und Stillende mit Einschränkungen geeignet. Bei Embryotox gibt es zu Icaridin und DEET keine Eintragung. Embryotox ist ist eine wissenschaftliche Einrichtung in Deutschland, die Informationen über die Sicherheit von Arzneimitteln während der Schwangerschaft und Stillzeit sammelt, bewertet und veröffentlicht. Deswegen bleibt nur, die Angaben der Herstellerfirmen zu beachten.

  • Icaridin ist in vielen Insektenschutzmitteln enthalten. Es gibt sie in verschiedenen Konzentrationen (10%, 20% und 30%). Die Substanz soll schon in niedrigen Konzentrationen gegen heimische und tropische Stechmücken gut wirksam sein. Icaridin wird kaum über die Haut aufgenommen. Verschiedene Icaridin-Produkte werden auch für Schwangere und Kinder empfohlen, meist wird jedoch geraten, vorher ärztlichen Rat einzuholen.
  • Das älteste Repellent ist DEET, es wurde schon in den 1940er-Jahren entwickelt. DEET gibt es in zwei Konzentrationen. Die niedrigere (bis zu 30%) gilt für Kinder ab drei Jahren und auch für Schwangere als sicher, sie schützt etwa vier Stunden vor Stichen. Vor der Verwendung empfehlen die Hersteller meist eine Rücksprache mit der Ärzt*in. In den Tropen oder in Malariagebieten reicht 30%iges DEET zur Abwehr der stechenden Plagegeister nicht aus, weshalb 50%ige Konzentrationen nötig sind. Sie wirken bis zu zehn Stunden. Etliche der 50%igen DEET-Produkte sind laut Herstellerangaben für Schwangere in Hochrisikogebieten geeignet – ebenfalls nach Rücksprache mit der Ärzt*in. In dieser hohen Konzentration sollte DEET jedoch nicht auf mehr als 20% der Körperoberfläche angewendet werden. Ein Nachteil von DEET ist, dass es Kunststoffe - z. B. Uhren - angreift.

Für alle Repellenzien gilt, dass sie lückenlos auf die freiliegende Haut aufgetragen werden müssen. Aussparen muss man dabei sonnenverbrannte Bereiche sowie Augen, Lippen und Nasenlöcher. Wenn der Schutz nicht mehr nötig ist, sollte man die Repellents von der Haut abwaschen.

Auch pflanzliche Wirkstoffe wie z.B. ätherische Öle oder Extrakte aus der Chrysantheme werden zur Insektenabwehr eingesetzt. Da es zu diesen Präparaten bisher kaum toxikologische Studien gibt, ist ihre Anwendung bei Schwangeren und Kindern eher problematisch. Weitere Fakten sprechen gegen ihren Einsatz: Je mehr Komponenten in den Produkten enthalten ist, desto größer wird die Gefahr für Allergien. Insbesondere ätherische Öle reizen Augen und Schleimhäute, zudem sind pflanzliche Produkte weniger effektiv als chemische.

Hinweis: Etliche Hersteller machen bei DEET und Icaridin Angaben dazu, ob ihr Produkt in der Schwangerschaft geeignet ist. Diese Hinweise finden sich allerdings nicht immer auf den Verpackungen, sondern teilweise auf den Webseiten der Firmen. Bei Unsicherheit sollte man sich Rat in der Apotheke holen.

Nach dem Mückenstich

Auch Repellents können keinen 100%igen Schutz vor Mückenstichen garantieren. Hat es einen trotzdem erwischt, juckt es meist unerträglich. Dagegen helfen kühlende, juckreizstillende oder entzündungshemmende Substanzen:

  • Zur Kühlung eignen sich Präparate mit Aloe vera. Laut Embryotox ist Aloe vera auch für Schwangere unproblematisch. Es gibt sie als Stifte und Gele, Letztere sollte man im Kühlschrank unterbringen, dann wirken sie noch besser.
  • Auf die Haut aufgetragene Antihistaminika kühlen nicht nur. Sie wirken auch gegen das Histamin, das über den Mückenspeichel in die Wunde gelangt . Histamin verhindert die Blutgerinnung und hält das Blut flüssig, damit die Mücke es gut saugen kann. Allerdings löst Histamin auch die Entzündungsreaktion mit Juckreiz und Rötung an der Stichstelle aus. Indem Antihistaminika der Ausbreitung von Histamin entgegenwirken, mildern sie die Entzündung und den Juckreiz. Antihistaminika gibt es als Stifte und Gele. Bei den Gelen wird meist darauf hingewiesen, dass man sie in der Schwangerschaft nicht großflächig anwenden soll – was in der Regel bei einem Mückenstich auch nicht nötig ist.
  • Hydrocortison wirkt ebenfalls gegen mückenstichbedingte Entzündungen. Hydrokortisonsalben oder -gele sollen in der Schwangerschaft aber nicht auf ausgedehnte Hautbereiche aufgetragen werden. Ein eng begrenztes Hautareal damit einzureiben, gilt als tolerabel. Die Hersteller empfehlen dennoch, in der Schwangerschaft vor Gebrauch die behandelnde Ärzt*in zu befragen.

Hinweis: Auch wenn ein Mückenstich stark juckt – daran Herumzukratzen ist keine gute Idee. Denn dadurch können Hautbakterien in den Körper gelangen und gefährliche Infektionen auslösen. Besser als Kratzen ist Kühlen: Mit Salben, Gelen, Coolpacks oder einem feuchten Tuch.

Quellen: DAZ 2023, Nr. 29, S. 34; DAZ 2023, Nr. 26, S. 24

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